Ich habe mehrere E-Mail-Adressen, von denen aber eine eindeutig nur für meine private Korrespondenz gedacht ist und in deren Besitz nur von mir ausgesuchte Personen sein sollen. Ebenso habe ich dank stetiger Portierung seit 9 Jahren die gleiche Mobilfunknummer. Auch diese gebe ich nicht leichtfertig her, sondern nur dem Freundeskreis, Verwandten oder anderen seriösen Kontakten. Dieses Bestreben sowohl in Bezug auf die E-Mail-Adresse als auch die Mobilfunknummer, fasse ich mal unter dem Begriff Datenhygiene zusammen.
Nun, dieses Vorhaben ist schön und gut, nur hat die Realität gezeigt, dass es allzu oft fremdbestimmt unterminiert wird. Wie kommt es dazu?
E-Mail-Adresse
Es ist vermutlich jedem schon einmal passiert. Man wird per E-Mail zu einem Geburtstag eingeladen oder ist in einem Vereinsverbund und bekommt eine E-Mail, die für alle Mitglieder des Verbund bestimmt ist. Das Problem? Der unbedarfte Absender hat jede einzelne Empfänger-Adresse als An-Feld angegeben. Die Auswirkung davon? Jeder, der diese E-Mail erhält, sieht jeden Empfänger. Nicht nur ich kann also die E-Mail-Adressen aller anderen sehen, auch alle anderen können meine E-Mail-Adresse sehen. Dazu besteht aber nur in absolut seltenen Ausnahmefällen wirklich die Notwendigkeit.
Meiner Erfahrung nach, passiert dies fast ausschließlich technisch eher unerfahrenen Personen oder Personen, die in Bezug auf das Thema Datenschutz eher unbedarft sind.
Meist habe ich es so gehandhabt, dass ich Personen der ersten Gruppe über die BCC-Funktion in E-Mail aufgeklärt und sie gebeten habe solche E-Mails in Zukunft so zu versenden. Zum Glück ist hier der Aufwand kaum höher, als beim „normalen“ Versand einer E-Mail an mehrere Empfänger. Der zweite Personengruppe habe ich üblicherweise den Fehler erklärt und darum gebeten dies in Zukunft anders zu machen. Dies stößt leider nicht immer auf Verständnis, was mir wiederum völlig unverständlich ist.
Mobilfunknummer
Dies ist ein Problem, was sich erst mit Auftauchen von Instant-Messengern auf Smartphones mit eingebauter Gruppenfunktion (z.B. Whatsapp) ergeben hat.
Das Problem? Gerne wird für Nachrichten, die der Sender an mehrere Personen schicken will, zu denen er aber nur von jeder Person eine Rückmeldung braucht, die Whatsapp-Gruppenfunktion (Whatsapp sei hier exemplarisch aufgrund der großen Nutzermenge genannt) genutzt. Ein klassisches Beispiel wäre die Einladung zu einer Geburtstagsfeier. Hier muss der Sender den Einladungstext an jede Person verschicken, die er einzuladen gedenkt, braucht aber von jedem Eingeladenen nur die Antwort, ob er kommt oder nicht (und ggf. die Anzahl von Personen). Dies ist eine klassische 1-Antwort-Situation, wo es für die anderen Teilnehmer noch dazu absolut unerheblich ist, was die jeweils anderen Eingeladenen zurückmelden. Unverständlicherweise wird hierzu dann aber die Whatsapp-Gruppenfunktion genutzt, statt der dafür gedachten Broadcast-Funktion. Wird eine Gruppe genutzt, sind alle Teilnehmer der Gruppe in den Informationen zu Gruppe gelistet, bei Mobilfunknummer, die nicht im eigenen Adressbuch sind, wird nur die Nummer angezeigt. Schreiben diese Kontakte etwas, wird im Chatverlauf auch der von den Personen selbst vergebene Name angezeigt. In der Gruppe kann jeder alles lesen, was die anderen Teilnehmer geschrieben haben. Um es noch schlimmer zu machen: selbst wenn ein Teilnehmer ohne etwas zu schreiben die Gruppe verlässt mit dem Ziel nicht mehr in der Teilnehmerliste aufzutauchen, wird das Verlassen des Teilnehmers im Chatverlauf einschließlich seiner Nummer für alle Teilnehmer sichtbar vermerkt. Diese Funktion ist somit eigentlich nur für Diskussionen vorgesehen, nicht für die oben beschriebene 1-Antwort-Situation.

Die Broadcast-Funktion wäre das Mittel der Wahl für das Versenden solcher Einladungen. Hier wird eine Nachricht geschrieben und es können mehrere Empfänger dafür ausgewählt werden. Beim Absenden bekommt jeder Empfänger die Nachricht so, als wäre es eine „normale“ einzelne Nachricht des Senders. Hier gibt es also keine Datenschutz-Problematik.
Auch in diesem Bereich lässt sich leider wieder beobachten, das technisch eher unerfahrene Anwender diesen Fehler begehen. Dies mag zum Teil auch im Verantwortungsbereich von Whatsapp liegen, denn die Broadcast-Funktion ist in Deutschland wahrscheinlich eher ungünstig benannt. Unter Gruppe können sich alle Anwender etwas vorstellen, unter Broadcast vielleicht eher weniger.